Vom Lückenfüller zum Kundenmagnet: Japan TKY (2024)

Travel Jersey oder Travel-Qualität sind relativ neueModekonzepte, die jedoch sofort verstanden werden. Travel? Natürlich! Essoll bequem und funktionell sein, leicht für den Koffer, nicht knitterigund schnell trocknend nach einer Handwäsche im Hotelzimmer. Travel-Kollektionen sind jedoch nicht nur für diejenigen praktisch, die zehnStunden in einem Flugzeug verbringen und Fabriken in China besuchen müssen.Auch Frauen, die ihre Kinder in den frühen Morgenstunden zur Schulebringen, mit dem Hund spazieren gehen und dann einen ganzen Tag im Büroverbringen müssen und darum ohne Knitterfalten aus dem Auto steigenmöchten, genießen das dehnbare Stretch-Material. FashionUnited taucht einin Reisemode, die nicht nur schön und praktisch ist,sondern auch Fashion Appeal hat.

Japan TKY ist ein Markenname, der ferne Reiseziele und exotische Ortevermuten lässt, dessen Hauptsitz sich jedoch in Nordholland befindet.Genauer gesagt in Heemstede, zehn Minuten mit dem Fahrrad vom Bahnhofentfernt. Dort ist das Modeunternehmen in einem monumentalen Gebäude ausden 1920er Jahren untergebracht. Im Gebäude wurden separate Büroräume mitFracht-Containern geschaffen, in denen sich nun verschiedene Unternehmenbefinden. Es ist ein inspirierender Ort, sagt René Zwart, Gründer undMitinhaber von TKY Japan, ein gutes Umfeld für seine Marke, die es schonseit sieben Jahren gibt.

Japan TKY: "Wir haben unsere Komfortzone verlassen"

Zwart gründete Japan TKY 2012 zusammen mit Anneke Vrugt. Die beiden sindehemalige Kollegen und arbeiteten jahrelang im Private-Label-Bereich einesUnternehmen, das in denStrudel der Insolvenz des Kaufhauses V&D, einem großen Abnehmer vonPrivate-Label-Kollektionen, geraten war und in die Brüche ging. Das Duo sahim Markt Raum für eine Kollektion mit kurzen Lieferzeiten, mit der sichMehrmarken-Modehäuser im oberen Mittelsegment während der Saison an dieKunden-Nachfrage anpassen können. Ein solider Hintergrund in derProduktentwicklung und der gemeinsame Wunsch, schöne Dinge zu schaffen,haben den Rest bewirkt. Zwart kümmert sich um den Verkauf und dieKommunikation der Marke; Anneke Vrugt, die zufällig Zwarts Schwägerin ist,ist für Design und Produktion verantwortlich. "Für uns beide war das einSprung ins kalte Wasser", sagt Zwart. "Wir haben unsere Komfortzonenwirklich verlassen."

Schwupp, die Garderobenstange ins Auto undlos ging‘s. "Ich bringe Umsatz", habe ich dann gesagt. So haben wir uns aufdem Markt behauptet."

Das Duo konzentrierte sich in den ersten sechs Monaten ausschließlichauf das Produkt. Sie haben einen Stoffherstellers in Italien gefunden undden Herstellungsprozess perfektioniert - so zum Beispiel beim Bonding (oder Kleben) der Nähte. Zwart: „Wir haben mit einem kleinenProgramm von zehn Stücken begonnen. Damit bin ich zu den Geschäftengegangen. Schwupp, die Garderobenstange ins Auto und los ging‘s. "Ichbringe Umsatz", habe ich dann gesagt. So haben wir uns auf dem Marktbehauptet." Aus den Einnahmen wurde ein neuer Stoffballen gekauft underneut ein kleines Programm erstellt. Die Marke ist ganz aus eigener Kraftaufgebaut. Aber mit Zwischen-Kollektionen und Lückenfüllern, die andereMarken nicht bedienen, kann man keine stabile Organisation aufbauen, sagtZwart. Die Marke hat sich von einem Lieferanten auf Abruf zu einerklassischen Pre-Order-Marke entwickelt. Travel wurde von Anfang anals Marketinginstrument eingesetzt; jedoch nicht, um die praktischenAspekte des Materials zu kommunizieren, weil der Unternehmer das bald fürbanal hält, sondern um die Vorteile zu verdeutlichen, so wie Qualität,zeitloses Design und die raw edge-Verarbeitung derKleidungsstücke. An Stolpersteine aus der Anfangszeit erinnert er sichnicht. Bis auf ein einziges Mal, als er nach eigener Aussage zu naiv warund einen Großauftrag eines Kunden akzeptierte, der - wie sichherausstellte - nicht bezahlen konnte. "Der Laden ist pleite gegangen undich habe keinen Cent bekommen." Wir achten jetzt genau auf dieZahlungsmoral neuer Kunden, sind aber auch immer bereit, mitzudenken undeine Lösung zu finden, wenn es eine Saison nicht gut läuft. Schlussendlichmuss man es gemeinsam schaffen."

Japan TKY ist eine Handelsmarke, sagt René Zwart, obwohl es auch onlineverkauft wird. „Ich glaube an die soziale Funktion des Einzelhändlers. Ichliebe Unternehmer, die wirklich in ihrem Beruf aufgehen. Solche, die sichAktionen ausdenken, wenn sie sehen, dass die Dinge in einem Monat etwasschlechter laufen. Keine Ausverkaufs- oder Rabattaktionen, sondernKundenbindung. Das sind Unternehmer, die kreativ denken, wodurch der Kundeweiterhin zu ihnen kommt. Das gefällt mir."

Die erste Kollektion wurde von rund 15 Geschäften eingekauft. SiebenJahre später hat Japan TKY mehr als achtzig Einzelhandelskunden in denNiederlanden. Madelon Braaksma vom Damenmodengeschäft Maf in Leiden isteine davon. Braaksma erzählt, dass das, was sie zu Anfang als Nebenproduktverkaufte, vier Jahre später die meistverkaufte Marke in ihrem Geschäftwurde. "Kunden kommen speziell für ‚Japan‘ zu uns." Die Geschäftsfrau hatviele Frauen als Kunden, die in formellen Geschäftsumgebungen arbeiten undkann sich noch gut an die Aussage einer Dame erinnern: "Klasse, jetzt kannich in Jogginghosen ins Büro gehen". Dieser Kommentar verdeutliche denKomfort und das repräsentative Erscheinungsbild der Marke, sagte Braaksma.

„Ich glaube an die soziale Funktion desEinzelhändlers.”

Auch in Deutschland, wo die Marke jetzt mit vier Agenten vertreten ist,läuft es wie geschmiert. In Bezug auf den Umsatz ist das Land inzwischenfast größer als der Heimatmarkt. In diesem Herbst wird Japan TKY zum erstenMal in Belgien verkauft. Ein Agent hat dort im Juli angefangen. Die Markesetzt immer noch auf kurzfristige Aktionen, diese heißen jetzt jedochNOS-Kollektionen. Sie liegen nicht auf Vorrat, sondern werden kurzfristigproduziert. Das Unternehmen arbeitet mit einem Atelier in Polen zusammenund produziert per Stück, um Überschüsse zu vermeiden. "Wir arbeiten aufBasis von Vorbestellungen und verfolgen die Produkte, die sich wiederholtgut verkaufen. Wenn wir heute liefern, werden wir innerhalb weniger Tagewissen, welche Artikel ein Erfolg sind, und beginnen zu antizipieren, wieschnell wir nachliefern können. Wie ich das verfolgen kann? Ganz einfachmit dem Telefon und einer großen Pinnwand im Büro. Das funktioniert dankder guten Kontakte zu unseren Einzelhandelskunden und Vertretern, die unsmit nützlichen Informationen versorgen. Es wäre natürlich ideal, wenn wirall diese Details von automatisierten Systemen erhalten könnten.“

Die Automatisierung ist der nächste Schritt, nicht nur für Informationenüber den Wiederverkauf, sondern auch zur Abwicklung von Bestellungen. Zwartdenkt hier zuerst an die Zwischen-Kollektionen. „Die Stoffe sind bekannt,die Maße sind bekannt. Ich denke, dass wir diese Kollektionen nicht mehrausschmücken müssen und Einkaufsabsprachen schließen müssen, sondern dassdie Einzelhändler diese direkt bestellen. Dann können wir auch schnellerliefern." Zum Beispiel der Yuuka-Blazer. Eine kurze "lässige“ Jacke mitdrei Knöpfen, die die Marke vom ersten Tag an in ihrer Kollektion hat.Diese ist ein Bestseller, der jede Saison zurückkehrt, sich aber im Laufeder Jahre nicht verändert hat.

Keine Überschüsse produzieren, weniger ausschmücken, und ein langlebigesQualitätsprodukt. Dies sind die Faktoren, mit denen die Marke zu einersauberen und nachhaltigen Modebranche beiträgt. Wichtig für dasunternehmerische Team hinter der Marke, aber auch für den Endverbraucher,sagt Madelon Braaksma van Maf. "Ich bekomme diese Frage immer öfter." DieMarke hat keine Eco-Zertifizierung, aber die Stoffe werden sorgfältig ineiner Fabrik hergestellt, die laut Zwart sehr nachhaltig arbeitet. "Dortwird mit Wasser sehr umsichtig umgegangen, das Dach ist voll mitSolarzellen und alle Stoffreste werden wiederverwendet." Er legt seine Handebenso ins Feuer für das Produktionsstudio in Polen. „Es ist dort hell undsauber. Sie haben einen eigenen Ferienpark an der Ostsee, den dieMitarbeiter nutzen können." Die Marke trägt zur Feierfreude der fleißigenHände bei, die die Kleidungsstücke machen: "Zu Weihnachten schicken wirjedem im Studio ein Geschenkset von Rituals (Anm. der Redaktion:niederländische Kosmetikmarke)", sagt Zwart und fügt mit einemAugenzwinkern hinzu: "Natürlich hoffen Sie dann, dass sie weiterhin ihrBestes für unsere Kollektionen geben werden."

Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor aufFashionUnited.nl.

Bild: Japan TKY Kollektion. Portrait-Foto: René Zwart (l) und AnnekeVrugt(eigenes Foto)

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